Brand 1852

Brilon, 22.Juli

Gestern gegen 1 Uhr Nachts brach in der Kapellenstraße in der Wohnung des Desonomen Geck Feuer aus und breitete sich so rasend schnell, daß die Bewohner kaum Zeit fanden das nackte Leben zu retten, ja viele erst aus tiefem Schlafe geweckt werden mußten, als es in ihrem Hause schon gezündet hatte. Da die ganze Straße fast nur aus Strohdächern bestand, so lagen auch um ½ 4 Uhr schon 19 Häuser in Asche und viele Familien sind dadurch obdachlos geworden. Gerettet konnte bei dem rasend schnellen Umsichgreifen nur Weniges werden (sogar verkohltes Vieh fand man unter dem Schutt). Kollecten werden demnächst auch hier wieder das Nöthige herbeischaffen müssen. Rathsam und im Interesse zweckmäßiger Vertheilung wäre es, wenn die Bürger hiesiger Stadt die für die Armen bestimmten Gaben nicht vereinzelten, sondern den Kollectanten ablieferten. Das der Verlust von Menschenleben Gottlob nicht zu beklagen ist, Angesichts dieser Gluth und bei der Überraschung inmitten der Nacht, ein wahres Wunder. Das größeres Unglück von uns abgewendet, verdanken wir, nächst Gott dem Südwestwinde, der das Feuer abwärts trieb, verdanken wir vor Allem dem Eifer der Behörden, Beamten, Geistlichen und Bürger, ja sogar Damen, die oft auf gefährlichen Posten in angesträngtester Thätigkeit wetteiferten und deren umsichtiger Bemühung es gelang,

Schieferdächer und darunter namentlich die sogenannte alte Schule vor Feuer zu wahren.

Wäre die letztere, eine Art Vorwerk gegen den westlichen Theil der Stadt, im Brand gerathen, wer weiß, wie viele noch auf den Trümmern ihrer Habe weinen müßten. Sie hat zwar heute Morgen wieder Feuer gefangen, es wurde aber rasch gedämpft. Wie helllodernd die Flamme war, dafür möge der Umstand statt alles Andern angeführt werden, daß sogar von Büren eine von unserem Landsmann, Herrn Seminardirector Köchling, hierhin beordert, Zahl Seminaristen gegen 7 Uhr Morgens hier eintraf. War auch da ihre Hülfe schon nicht mehr nöthig, so kürzt ihnen dies doch Nichts an dem Danke, den wir ihnen schulden. Eben solch rühmlichen Eifer bewiesen unsere Nachbardörfer, unter denen die Sprüzen von Altenbüren, Thülen und Wülfte mit unter den ersten auf dem Platze waren. Die ersten und die letzten auf dem Platze in jeder Beziehung waren aber die hiesigen Gymnasiasten und wir glauben, der alte Wunsch, ihnen Seitens der Stadt eine eigene Sprüze zuzuweisen, ist hinlänglich gerechtfertigt. Solch junge Turner sind jetzt bei solchen Gelegenheiten die treuesten Helfer.

Am Grabe stellt man gern Betrachtungen an und so feien uns auf den noch rauchenden Trümmern einige beherzenswerthe Worte gestattet.

Ein wunder Fleck unserer Stadt ist ausgebrannt, leider aber drohen die Massen von Strohkissen früher oder später eine ähnliche Gefahr.